Ostern auf Elafonisos

Wir hatten eine Einladung, das orthodoxe Osterfest gemeinsam mit griechischen Freunden in Patras zu feiern, und hätten diese auch wirklich gerne angenommen, aber leider fuhr unsere Fähre ab Neapoli schon am 6. Mai. Da das dann zu knapp geworden wäre, verbrachten wir Ostern auf einem Campingplatz auf Elafonisos.

Orthodoxe und westliche Ostern fallen nur alle paar Jahre auf den selben Tag. Das liegt daran, dass das orthodoxe Ostern nach dem Julianischen Kalender berechnet wird, während sich das westliche Ostern nach dem Gregorianischen richtet. Orthodoxe Ostern fallen demnach immer auf das erste Wochenende nach dem ersten Vollmond nach der Frühlings-Tagundnachtgleiche. Zur Berechnung der Mondphase wird der Julianische Mondkalender verwendet, der dem Gregorianischen momentan um 13 Tage hinterherhinkt und nicht identisch ist mit dem, was wir tatsächlich am Himmel sehen. Daher kann es zu großen zeitlichen Abweichungen zwischen dem westlichen und dem orthodoxen Osterfest kommen, weshalb man hier in Griechenland dieses Jahr nicht am 31. März, wie in Deutschland, sondern erst am 5. Mai Ostern feiert. Im Jahr 2025 werden allerdings beide Osterfeste wieder am gleichen Tag gefeiert werden.

Ich war über Ostern – oder zumindest einen Teil der Karwoche, der „Heiligen Woche“ – auf Elafonisos und Susanne konnte sich zumindest am Freitagabend die Prozession anschauen. Aber lasst mich euch noch etwas mehr über das orthodoxe Osterfest erzählen, das ist nämlich wirklich interessant:

Die Orthodoxe Fastenzeit beginnt 40 Tage vor Ostern und findet ihren Höhepunkt in der Karwoche, während der jeden Tag ein Gottesdienst abgehalten wird, in dem immer ein anderer Teil der Leidensgeschichte Christi erzählt wird. Während der Karwoche wird noch strenger gefastet.

Am Lazarussamstag wird der Auferweckung des Heiligen Lazarus gedacht, denn diese gilt als Vorzeichen für die Auferstehung Christi. „Schon vor Deinem Leiden die allgemeine Auferstehung bezeugend, hast Du Lazarus von den Toten auferweckt, Christus, Gott! Deshalb rufen auch wir, wie die Kinder die Sinnbilder des Sieges tragend, Dir, dem Sieger über den Tod, zu: Hosanna in der Höhe! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ (Troparion im 1. Ton)

Am Palmsonntag gedenkt die orthodoxe Kirche dem Einzug Jesu in Jerusalem. Die Menschen jubelten ihm zu und warfen Palmblätter auf seinen Weg — eine Ehre, die normalerweise nur Königen zuteilwurde. Palmsonntag ist der erste Tag der Heiligen Woche.

Am Heiligen Montag und Heiligen Dienstag wird der Geschichte der zehn Jungfrauen gedacht.

Am Heiligen Mittwoch werden orthodoxe Christen gesalbt. Die Predigt des Tages erinnert an Maria Magdalena, die Jesu Füße vor dessen Gefangennahme mit Öl und Myrrhe salbte.

Gründonnerstag wird dem letzten Abendmahl gedacht und auch die orthodoxen Christen nehmen bei diesem Gottesdienst das Abendmahl ein. An diesem Tag färben orthodoxe Christen auch ihre Ostereier, meist rot, denn dies soll das Blut Christi symbolisieren.

An Karfreitag finden zwei Gottesdienste statt. Der erste Gottesdienst gedenkt den letzten Momenten im Leben Jesu, die Statue Jesu wird vom Kreuz genommen und auf den Altar gelegt. Blumenkinder legen Rosenblätter auf die Statue. In die Mitte der Kirche kommt eine Art Holzsarg, in dem das „Epitaph“ liegt. Dies soll das Leichentuch Christi symbolisieren. Dieser „Holzsarg“ wird reich mit Blumen geschmückt. Beim abendlichen zweiten Gottesdienst werden Klagelieder gesungen, dann wird der geschmückte Altar um die Kirche oder durch die Ort getragen und danach Jesus „ins Grab“ (= in den Altarraum) gelegt. Die Menschen schreiten unter dem Blumenschmuck hindurch und nehmen eine der Blumen mit, dies soll Glück bringen.

Der Heilige Samstag ist der letzte Tag der Heiligen Woche. Abends ist ein großer Gottesdienst, normalerweise beginnend um kurz nach 23 Uhr. Die Menschen versammeln sich mit noch nicht angezündeten Kerzen in und vor der Kirche, während die Liturgie gelesen/gesungen wird. Kurz vor Mitternacht wird die Kirche dunkel und der Priester zündet die erste Kerze an. Mit dieser wird dann die nächste Kerze angezündet und die Menschen reichen das Licht von Kerze zu Kerze weiter. „Χριστὸς ἀνέστη!“ (Christòs anésti!) wird dabei gesagt – Christus ist auferstanden. Oft ist danach noch ein Feuerwerk.

Der Ostersonntag selbst gehört der Familie. Traditionell isst man Lamm am Spieß, das traditionelle Osterbrot und die Osterkringel — und man spielt „Tsougrisma“. Dabei schlagen jeweils zwei Spieler die gekochten, roten Ostereier mit den Spitze aneinander. Dem, dessen Ei am Ende unversehrt geblieben ist, soll besonderes Glück widerfahren. Die Schale der Eier wird zuhause im Garten verteilt und soll die Erde fruchtbarer machen.

Wir kamen am Karfreitag auf Elafonisos an. Abends bot der Campingplatz einen Shuttle in den ca. 4 km entfernten Ort an, sodass Susanne sich dort die Prozession anschauen konnte, aber leider gab es keinen Shuttle zum Abendgottesdienst am Samstag. Mit mir (und damit Max) in den Ort ging nicht, weil Max Angst vor Feuerwerk hat und die vier Kilometer im Stockdunkeln alleine über die Insel laufen, wollte Susanne auch nicht, deswegen hat sie das leider verpasst. Schade, es wäre sicherlich schön gewesen, denn das Feuerwerk wird über der Kirche gezündet, die auf einer Landzunge liegt.

Der kleine Ort der Insel bietet Tavernen, Cafés und Bars, einen Minimarkt und einen Hafen, von dem aus man auch die 8-minütige Fährfahrt zum Festland antreten kann.

Bekannt ist Elafonisos für seine wunderschönen Sandstrände und vor allem auch Kitesurfer lieben die Insel. Der Campingplatz ist direkt an einem der wohl bekanntesten Strände, dem Strand der Doppelbucht von Simos. Hier gibt es eine sehr schmale Landverbindung zu einer Halbinsel mit beidseitig Strand. Das ist aber leider nur aus der Luft zu erkennen.

Hier auf der Landverbindung haben Max und Susanne auch den Panzer einer wirklich großen (geschätzt 80 cm lang) griechischen Landschildkröte gefunden.

Am Abreisetag wiederum konnten wir einer anderen Schildkröte das Leben retten, die plötzlich einfach vor mir auf der Straße auftauchte. Glücklicherweise bin ich hier in Griechenland immer wirklich langsam unterwegs und so konnte ich rechtzeitig anhalten und die Warnblinker anwerfen, während Susanne die Schildkröte vorsichtig ins Gebüsch trug.

Der Campingplatz liegt direkt am Strand und bietet alles, was das Camperherz begehrt. Nur eine Taverne fehlt. Man kann aber an der Rezeption Essen von einer der Tavernen des Ortes bis an den Camper liefern lassen. Wasser sollte man allerdings schon vor der Überfahrt nach Elafonisos auftanken, denn das örtliche Wasser kann zwar zum Duschen oder Wäsche waschen verwendet werden, ist aber nicht trinkbar, weil der Salzgehalt zu hoch ist.

Auf dem Platz haben immer wieder Wohnmobile einen Stellplatz gesucht, denn viele Plätze sind zwar überdacht, aber als „Zeltplatz“ ausgewiesen, weil die Dächer zu niedrig sind. Aber ich habe gesehen, dass ein wirklich großes Areal neu gebaut wird, auf dem dann auch Überdachungen in 4 Meter Höhe sein werden.

Seite enthält unbezahlte Werbung.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.

Suchen
Suche
Folgen Sie mir

Bleib auf dem Laufenden!

Du willst von meinen neuen Abenteuern so schnell wie möglich hören? Melde Dich an und bekomme ein Mal pro Woche einen Newsletter mit den neuesten Blogposts.

Ich sende keinen Spam! Erfahre mehr in meiner Datenschutzerklärung.

On Key

Related Posts

Pilion

Auch auf dem Pilion trifft man auf Touristen, trotzdem ist das Gebiet noch immer eine Art Geheimtipp. Grün ist er,

Mehr lesen »
Nach oben scrollen
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner