Eigentlich war Kithira ja nur als eine Art „Umsteigebahnhof“ angedacht, denn um von Neapolis nach Kreta zu kommen, mussten wir entweder auf Kithira oder auf Antikithira die Fähre wechseln. Aber am Ende hat sich die kleine Insel als echtes Juwel entpuppt und wir waren tatsächlich alle drei traurig, dass wir hier nur einen Tag verbringen konnten.
Schon auf der Fähre nach Kithira wurde uns erzählt, dass die Insel ihre eigene, ganz spezielle Atmosphäre hätte. Sie wäre anders als das Festland, die Ionischen Inseln oder die Kykladen und das hat sich dann auch wirklich bewahrheitet. Dazu kommt, dass Kithira von den Touristen noch nicht so entdeckt ist, tatsächlich noch eine Art Geheimtipp.
Es gibt hier wunderschöne Strände, aber wir hatten ja nur einen Tag und ein paar Stunden und so haben wir uns auf ein paar der Städte/Dörfer konzentriert, von denen uns auf der Fähre erzählt worden war.
Das Erste, was uns auffiel, war, dass es hier kaum Bäume zu geben scheint. Ein Großteil der Insel ist tatsächlich mit niedrigem Gestrüpp und Ginster bewachsen. Es ist zwar gebirgig wie in den meisten Teilen Griechenlands, aber es gibt sehr weite Ebenen.

Zuerst fuhren wir nach Agia Pelagia im Norden der Insel. Hier in dem kleinen Örtchen haben wir dann auch übernachtet, da wir erst nachmittags auf der Insel angekommen waren. Es gibt ein paar wenige Tavernen und tatsächlich eine Cocktailbar direkt am Hafen, deren Musik wir dann auch gut hören konnten. Glücklicherweise war es tatsächlich Musik, die uns sehr gefallen hat, und so war dies nicht störend, sondern eher nett. Übernachtet haben wir direkt am Pier.


Am nächsten Morgen ging der erste Weg zur Agentur des Fähranbieters nach Livadi, denn uns hatte man ursprünglich zugesagt, dass wir hier unsere Fährtickets für die Kykladen kaufen könnten (online kaufen ging nicht wegen Hund und Camper). Die Agentur meinte aber dann, das ginge überhaupt nicht und man könne die Tickets für Camper immer erst an den Abgangshäfen beziehen, da jene Häfen für das Beladen der Fähren verantwortlich seien und genügend Platz für LKW mit lebensnotwendiger Ladung einberechnet werden müsse, der je nach Tag anders ausfallen würde.
Komisch, denn unser Ticket von Kithira nach Kissamos (mit dem gleichen Fähranbieter) konnte Susanne sogar telefonisch buchen. Also probierte sie es nochmals telefonisch. Am Telefon bekam sie die Auskunft, dass alle Tickets in der Agentur vor Ort für alle Abgangshäfen buchbar sein müssten, denn telefonisch ginge nichts mehr, vor Ort hieß es dann aber, Susanne könne erst in Heraklion alle weiteren Tickets buchen. Die Sache ist noch nicht ausgestanden, das wird noch lustig!
Jedenfalls sind wir dann von Livadi aus weiter in den ersten Ort, der uns ans Herz gelegt wurde: Kapsali mit seiner Doppelbucht. In der kleineren Bucht habe ich einen wunderschönen Parkplatz direkt am Wasser zwischen zwei Palmen gefunden und als wir später wieder abfuhren, kam ein alter Mann aus dem Haus direkt dahinter und meinte, wir könnten gerne dort stehen bleiben und übernachten, das sei wirklich kein Problem. Wirklich nett! Und wir wären auch sehr gerne geblieben, denn sowohl der Ort als auch der Stellplatz gefielen uns wirklich gut, aber unsere nächste Fähre ging ja schon am nächsten Morgen um 4:20 Uhr.
Das Titelbild ist übrigens die größere Bucht von Kapsali, an der auch die Promenade mit den Tavernen liegt. Das Kätzchen bediente sich am Wasser an der Palme direkt hinter mir.


Der nächste Stopp war dann Chora oder auch Kithira-Stadt, wie Maps es nennt. Die Stadt erinnert sehr an die Kykladen, trotzdem hat sie ihren ganz eigenen Charme. Das Schloss ist allerdings venezianischen Ursprungs. Mit dem Auto kann man nur bedingt in die Stadt, mit dem Camper ist es absolut unmöglich. Aber es gibt direkt oberhalb in 3 Minuten Laufweite zum Zentrum einen großen, kostenlosen Parkplatz, auf dem ich auf meine beiden gewartet habe.




Weiter ging dann die Reise nach Avlemonas und zu den Bädern der Venus, wie die relativ enge Felsenbucht dort genannt wird, die eine Art Naturschwimmbecken bildet.
Nach der Theogonie Hesiods (Homer war anderer Ansicht) wurde Aphrodite hier geboren:
Gaia, die Vergöttlichung der Erde, brachte im Schlaf Uranus, den Himmel in Göttergestalt, auf die Welt. Uranus war damit das erste männliche Element auf der Erde und einer der Protogenoi, der ältesten Götter der Elemente. Uranus hatte dann mit seiner Mutter Gaia 18 Kinder: zwölf Titanen, drei Kyklopen und drei Hekatoncheiren. Doch er hasste seine Kinder und sperrte sie in den Tartaros, einem Teil der Unterwelt im tiefsten Teil des Hades. Gaia schmiedete eine Sichel und stiftete ihre Kinder an, Uranus deswegen zu bekämpfen. Zuerst wollten dies die Söhne nicht, doch schließlich stimmte der Titan Kronos zu. Als dann Uranus Gaia wieder beiwohnen wollte, schnitt ihm Kronos mit der Sichel die Geschlechtsteile ab.

Aus den Blutstropfen, die auf die Erde fielen, gebar Gaia die Furien, die Giganten und die Dryaden. Das Geschlechtsteil warf Kronos ins Meer und aus dem Blut, das ins Meer traf, wurde Schaum. Aus diesem Schaum entstand Aphrodite, die Schaumgeborene, von den Römern Venus genannt. Zeugnis des qualvollen Todes des Uranus sind heute zwei kleine Inseln im Golf von Paleopoli, ganz in der Nähe der Bäder der Venus.
Dann wurde es auch Zeit, wieder an den Hafen von Diakofti zu fahren, denn wegen der frühen Fähre wollten wir dort übernachten.

Auf dem Weg hatten wir dann noch einen Ausblick auf das Wrack der Nordland, das dort aus dem Meer ragt. Im August 2000 prallte die Nordland nur 800 Meter vom Hafen Diakofti entfernt auf die kleine vorgelagerte Felseninsel Prasonisi.
Auf Kithira erzählt man sich, sowohl der Kapitän als auch die 14-köpfige Besatzung seien sehr betrunken gewesen und es wäre deswegen zu dem Schiffsunglück bei Sturm gekommen, aber dies ist nicht nachgewiesen. Beim Unglück trat Schweröl aus und verseuchte ein etwa 2 Seemeilen langes Stück Küste und Strand. Heute ist die Nordland ein beliebtes Tauchgebiet, denn hier kann in relativ wenig Tiefe (30 Meter) ein noch recht modernes Schiff „ertaucht“ werden.
Ursprünglich wollten wir ja direkt am Fähranleger übernachten, der auch mit zumindest einer Mauer Schutz vor dem Wind geboten hätte. Dort saßen aber schon zwei sehr betrunkene Touristen, die auch auf die gleiche Fähre warteten, und so zog es Susanne vor, doch ein paar Meter entfernt an der Straße zu stehen. Das war dann lärmtechnisch trotzdem absolut in Ordnung, denn die Straße führt nur zum Fähranleger und wir hatten zudem noch einen schönen Sonnenuntergang, bevor wir dann (sehr früh) schlafen gingen.
