Smaragdgrün und türkis funkeln die Seen im Sonnenlicht. Besucher schlendern über die Holzstege und bestaunen die rauschenden Wasserfälle. Die ersten Primeln blühen gelb am Wegrand und man hört das Zwitschern der Vögel. Nur ein Dichter könnte die Schönheit der Plitvicer Seen annähernd beschreiben.

Am Ostersonntag 1991 sah die Natur hier wahrscheinlich nicht viel anders aus als heute, der Frühling war vielleicht schon ein wenig weiter fortgeschritten, denn Ostern fiel damals auf das letzte Märzwochenende. Eigentlich ein perfekter Tag für einen roman- tischen Osterspaziergang rund um die Seen. Dennoch sollte dieser Tag als das „Blutige Ostern an den Plitvicer Seen“ in die Geschichte eingehen.
Zwei Tage zuvor wurde die Leitung des Nationalparks von bewaffneten Krajina-Serben vertrieben. Nicht etwa, weil von dieser eine Bedrohung für die hier lebenden Serben ausging, sondern wahrscheinlich eher deswegen, weil mitten durch den Nationalpark eine wichtige Nord-Süd-Verbindungsstraße verlief. Am 31. März rückte dann auf Anweisung des Innenministeriums die kroatische Polizei und die Spezialeinheit ATJ Lučko an, um die serbischen Kräfte zu vertreiben. Doch ein Polizeibus geriet auf der Straße in einen Hinterhalt serbischer Paramilitärs und es kam zu einem Schusswechsel, der den ganzen Tag anhielt. Zwei Menschen starben, zwanzig weitere wurden verletzt.
Dieses Ereignis trug bedeutend zu den ethnischen Spannungen zwischen Krajina-Serben und Kroaten bei, die dann zum Ausbruch des Kroatienkrieges führten. Die Toten des Schlusswechsels wurden von den Angehörigen beider Seiten als Märtyrer angesehen. In kroatischen Medien spricht man oft vom kroatischen Polizisten Josip Jović als „erstes Opfer des Krieges“, währen serbische Medien über den Serben Rajko Vukadinović schreiben, er sei gestorben, „um das serbische Land vor den kroatischen Ustascha* zu verteidigen“.
Trotz der Nähe zur Front und der Tatsache, dass es während des Jugoslawienkriegs Pläne gab, die Seen zu sprengen, blieben sie zum Glück von schweren Schäden verschont. Nach Kriegsende 1995 war das Gebiet eines der ersten, das wieder hergestellt wurde.
Aber genug von diesen Gräueltaten der Vergangenheit! Lasst uns ein wenig über den Nationalpark selbst lesen:
Schon im Jahr 1896 tat sich eine Gesellschaft für die Erhaltung der Plitvicer Seen auf und 1928 kam es zur Gründung des Nationalparks. Formal konnte diese aber erst 1949 geschehen, da ein paar Vorgaben zuvor noch nicht erfüllt worden waren. Seit 1979 stehen die Plitvicer Seen auf der UNESCO-Liste des Weltnaturerbes. Damit auch die langen unterirdischen Zuflüsse der Seen und Flüsse des Nationalparks unter Schutz stehen, wurde der Nationalpark 1997 um 10.200 Hektar vergrößert.
Tatsächlich machen die Seen nicht einmal 1% des Nationalparks aus, denn die fast 300 Quadratkilometer rund um die Seen gehören auch dazu. Am interessantesten und schönsten für die Touristen sind allerdings die 16 Seen, die sich wie Perlen an einer Schnur über 8 km erstrecken. Sie wurden wegen des geologischen Untergrunds und der hydrogeologischen Bedingungen in zwei Gruppen unterteilt: die Oberen und die Unteren Seen. Die 12 Oberen Seen haben sich auf Dolomit gebildet und sind weitläufig. Die Ufer sind weicher, die Umgebung aber zerklüfteter als die der Unteren Seen. Die vier Unteren Seen haben durchlässige Kalkböden und liegen in einer engen Schlucht zwischen steilen Hängen.
Am Ende der Seen befinden sich der höchste Wasserfall des Nationalparks, der 78m hohe Veliki Slap, und der imposante Sastavci Slap, einer der schönsten Wasserfälle des Nationalparks.
Wie viele Wasserfälle es im Nationalpark wirklich gibt, ist kaum zu sagen. Sicherlich aber mehrere Duzend. Als Besucher läuft man entlang der Unteren Seen die meiste Zeit über Pfade aus Holzbalken, die entweder über einen der Seen oder aber direkt über einen der Wasserfälle führen. Gefühlt überquert man hierbei sicherlich alle 5 Minuten einen Wasserfall – wenn auch nur einen kleinen.






Leider waren jetzt Anfang März die Oberen Seen für Besucher noch geschlossen und so konnten Max und Susanne nur die Unteren Seen bestaunen. Aber schon alleine die waren laut Susanne einen Besuch absolut wert!


Die beiden sind vom Eingang 2 hinunter an den größten Plitvicer See, den Kozjak, gelaufen und dann mit dem Elektroboot zu dessen unteren Ende übergesetzt. Diese Boote fahren alle 30 Minuten bis (in den Wintermonaten) 15 Uhr. Gleich zu Anfang sieht man auf der gegenüberliegenden Seite schon die ersten Wasserfälle

Danach ging es die Unteren Seen entlang, teilweise auch auf Stegen über die Seen, bis fast über den Sastavci Wasserfall zum Aussichtspunkt für den Veliki-Wasserfall. Doch leider war dieses letzte Stück dorthin auch gesperrt und man konnte erkennen, dass hier am Weg gearbeitet wurde. Dann ging es in Serpentinen mit immer wieder fantastischen Ausblicken den Berg nach oben zur Bushaltestelle und von hier wieder hinab zu den Seen.


Susanne und Max hätten nun auch wieder zurück über die Brücke zum Schiffsanleger laufen können, stattdessen entschieden sie sich, den See entlang – meist auf schmalen Naturpfaden – zurück zum Eingang 1 zu wandern. Insgesamt waren dies ungefähr 7 km. Wären sie, statt mit dem Boot zu fahren, auf der anderen Seeseite entlang gelaufen, wären dies zusätzlich noch einmal etwa 3,5 km gewesen.
Am nächsten Tag sind Susanne und Max die Runde dann in entgegengesetzter Richtung gelaufen (diesmal allerdings ohne die Bootsfahrt) und Susanne hat dabei wohl auch einiges gesehen, das ihr am Vortag entgangen war.
Leute, die nicht so gut zu Fuß sind, sollten besser am Eingang 2 einsteigen, dann die Serpentinen hinunter Richtung Veliki Slap laufen, von hier zum Bootsanleger, dann mit dem Boot übersetzen und schließlich am Eingang 1 den Bus zurück zum Auto nehmen. Das ist nicht nur fast die halbe Laufstrecke, sondern man geht auch weniger bergan, da die Bushaltestelle des Eingang 1 tiefer liegt.
* vollständig: Ustaša – Hrvatska Revolucionarna Organizacija (UHRO), zu Deutsch: „Der Aufständische – Kroatische Revolutionäre Organisation“)
Koordinaten:
Eingang 1 (Nord)
44°54’17.9“N 15°36’40.3“E
Eingang 2 (Süd)
44°52’58.5“N 15°37’25.2“Ea
Anfahrt:
Kommend aus Zagreb/Zadar über die D429 (Selište Drežničko – Prijeboj)
Kommend von der A1 (Otočac) über die D52
Beide Eingänge befinden sich an der D429. Dort sind auch Parkplätze.