„Hier müssen wir unbedingt nochmal zusammen hin!“, hat Susanne ihrer besten Freundin am Telefon erzählt. Sie ist absolut begeistert von der Stadt und das, obwohl es fast die ganze Zeit geregnet hat und sie gleich zwei Mal komplett nass zu mir zurückgekommen ist!
Wir fuhren von den Kravica-Wasserfällen auf der Landstraße weiter. Die Landschaft war wunderschön, aber ich kann Euch sagen, meine Stoßdämpfer hatten teilweise ganz schön zu tun. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen wechselten zwischen (oft) 40 km/h und 70 km/h, wobei ich diese 70 km/h teilweise durchaus übertrieben fand – meine Stoßdämpfer würde ich nämlich gerne noch behalten! Und dann erklärte mir Susanne auch noch, ich solle mich nicht so anstellen, die Straßen in Montenegro und Albanien würden wahrscheinlich noch schlechter werden. Na, da bin ich ja mal gespannt!
In Mostar fuhren wir zuerst zum Autocamp Old Bridge, das wirklich fast direkt an der Stari Most liegt. Man steht im Hof einer Familie, es sind Dusche, Toilette, Schwarzwasserentsorgung (kein Grauwasser!), Wasser und Strom vorhanden und in die Altstadt läuft man in 2 Minuten. Ein kleines Highlight ist die wunderschöne kleine Terrasse auf einer Mauer, von der aus man einen tollen Blick auf die Altstadt hat. Das Titelbild wurde übrigens auf jener Terrasse aufgenommen. Insgesamt haben wir 35 Euro gezahlt, aber in der Saison zahlt man mehr. Die Lage ist wirklich toll und der Stellplatz zudem videoüberwacht.
Der Platzbesitzer ist Automechaniker und hat meine Radmuttern nachgezogen. Eigentlich wollte Susanne ja nur von ihm wissen, wo die nächste Werkstatt ist, damit wir das erledigen können, da ist er einfach losgezogen und kam mit einem Radkreuz zurück. Wirklich nett!
Menschen, die lärmempfindlich sind, werden hier wahrscheinlich eher nicht glücklich, denn man hört selbstverständlich die Geräusche der Stadt und auch die Muezzin, die von den Moscheen zum Gebet rufen. Am Sonntagabend fand dann noch ein musikalisch untermaltes Lichtspiel auf der Brücke statt. Schaut in die Videos!
Wir kamen am Nachmittag an, denn meine beiden Mitbewohner hatten am selben Tag schon die Kravica-Wasserfälle besichtigt. Ich brauchte dringend mal wieder eine Innenraum-Reinigung und Susanne musste auch noch etwas arbeiten, also hat sie sich etwas zu Essen geholt und wir ließen den Tag gemütlich ausklingen.
Am nächsten Morgen sind Max und Susanne zusammen losgezogen. Der Wetterbericht sagte zwar nicht viel Gutes voraus, aber wer kennt ihn nicht, den Spruch mit der schlechten Kleidung…
Vielleicht 100 Meter vom Stellplatz weg ist die krumme Brücke, von der man einen wunderschönen Blick auf die Altstadt hat:

Dann ging es den Weg runter zum Fluss Neretva. Auch von hier aus hat man einen tollen Blick auf die Brücke. Der Fluss führte vom vielen Regen so viel Wasser, dass sogar der aufgestellte Metall-Mülleimer über zwei Meter im Fluss und zur Hälfte unter Wasser stand. Der Weg nach unten war übrigens gar nicht so einfach. Nicht, weil er besonders steil gewesen wäre, sondern weil er – wie fast alle Gassen der Altstadt – aus großen Kieselsteinen besteht, die in Beton eingegossen sind. Es hatte wieder angefangen zu regnen und die Wege waren dadurch extrem rutschig und glatt. Und dies dann auch noch in Verbindung mit dem Gefälle … die beiden haben sogar zwei Menschen ausrutschen sehen!



Weiter ging es über kleine, meist steile Natursteintreppen und Gässchen, über eine nette Steinbrücke, dann wieder eine steile Treppe nach oben auf die Hauptstraße der Altstadt. Es gibt natürlich viele Restaurants, aber auch viele kleine urige Läden in denen – zumindest auf dieser Seite der Brücke – meist Tuchwaren angeboten werden.


Dann kamen sie durch einen Torbogen auf die berühmte Alte Brücke, die Stari Most. Sie wurde 1566 erbaut und war ein Symbol der Verbindung zwischen Christentum und Islam, denn sie verbindet den muslimisch geprägten Ostteil Mostars mit dem stärker katholisch geprägten Westteil der Stadt.
Leider wurde die Brücke aber im November 1993 durch einen gezielten zwei Tage andauernden Artilleriebeschuss der kroatischen Armee zerstört. Als Mahnmal hierfür findet sich direkt hinter dem Torbogen ein Stein mit der Aufschrift „DON’T FORGET ´93“.

Im Mai 2013 urteilte der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) im Fall Prlic et al., dass es sich hierbei um einen gezielten Vorgang durch den kroatischen Verteidigungsrat handelte, und verurteilte sechs Verantwortliche der Kroatischen Republik Herceg-Bosna wegen schwerer Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie wegen der Zerstörung der Brücke zu mehrjährigen Haftstrafen.
Nach dem Bosnienkrieg wurde die Stari Most – auch als Zeichen der Wiedervereinigung der Menschen – mit Hilfe der UNESCO, der Weltbank und der Türkei wieder aufgebaut. Insofern man sie noch verwenden konnte, wurden die alten Steine der Brücke aus dem Fluss geborgen, die restlichen Steine ersetzte man durch Steine aus jenem Steinbruch, aus dem auch schon 1566 die Steine für die Brücke geschlagen wurden.


Doch kommen wir zurück zu den schönen Dingen und der Stari Most. Auch von der Brücke aus hat man wieder einen wunderschönen Ausblick.

Auf der anderen Seite der Brücke landet man direkt auf den bunten alten Bazar. Er ist einer der ältesten Stadtteile von Mostar, wo es früher über 500 Werkstätten gab. Heute sieht man viele kleine, orientalisch geprägte Läden, die orientalische Lampen, Schmuck und Souvenirs anbieten. Auch Museen zum Thema Krieg sind hier zu finden und natürlich wieder viele gemütliche Restaurants und Cafés, die oft auch eine Terrasse zum Fluss hin mit Blick auf die Alte Brücke haben.



Die Koski Mehmed Pasa Moschee konnte Susanne leider nicht besichtigen, obwohl diese für Besucher zugänglich und wohl auch sehr schön ist. Aber mit Max an der Leine wäre ein Besuch einer religiösen Stätte definitiv nicht angebracht gewesen.
Immerhin konnte sie durch den Torbogen einen Blick auf den Innenhof mit seinem überdachten Brunnen werfen. Dieser Sadrvan gilt als ältester Herzegowinas.
Zurück ging es dann über die Lucki Most Brücke, von der man auch wieder einen tollen Blick auf die Stadt und die Alte Brücke hat. Nur hat hier leider das Wetter nicht mehr mitgespielt. Es regnete nicht nur, sondern goss in Strömen und so hat Susanne zwar angehalten und den Anblick genossen, aber keine Bilder mehr gemacht.
Kaum waren die beiden bei mir angekommen, kam die Sonne zwischen den Wolken hervor und es gab eine wunderschöne Lichtstimmung. Also wurde Max abgetrocknet, Susanne hat sich umgezogen, ihre Kamera geschnappt und ist nochmal alleine losgezogen, denn Max hatte für einen Tag schon genug Aufregung gehabt. Und natürlich, wie sollte es anders sein: Kaum war Susanne unterwegs, fing es schon wieder an zu regnen! Sie ist dann trotzdem noch etwas durch die Stadt gelaufen, deswegen auch die Bilder mit unterschiedlichen Wetterverhältnissen.
Aber Susanne wollte auch nicht zu lange von Max wegbleiben, denn der ist mittlerweile wirklich gut darin, seinen Halskragen selbst auszuziehen, damit er wieder an seiner Narbe schlecken kann. Und tatsächlich: Er hatte den Kragen zwar nicht ausgezogen, aber es durchaus versucht und steckte nun mit dem rechten Vorderbein im Halsausschnitt fest. Glücklicherweise war es für ihn einfach nur unbequem und er hatte sich dabei weder etwas verrenkt noch hätte er mit der Zunge an die Narbe kommen können! Hoffentlich ist die Heilung bald abgeschlossen und dieser Juckreiz hört endlich auf, damit er auf dieses blöde Teil verzichten kann!
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