Griechen können definitiv feiern! Und Griechen lieben Fußball! Und ich war absolut zur falschen Zeit am falschen Ort!
Wir standen auf diesem wirklich netten, relativ zentralen Parkplatz direkt am Meer mit tollem Blick. Abends sind Susanne und Max dann noch ein wenig die Promenade entlang geschlendert und irgendwann wurde es Zeit zu schlafen. Doch plötzlich, irgendwann nach Mitternacht, ein Böller. Jeder ist aufgeschreckt, doch wir haben uns noch nicht viel dabei gedacht, denn in Griechenland gehen ab und an schon mal Böller oder Feuerwerk in die Luft. Doch dann kam der nächste Böller, dann noch einer. Feuerwerksraketen, Autos und Motorräder, die ihre Motoren aufheulen ließen, Hupkonzerte und etwas, das sich anhörte wie Stadiongesänge. Und es hörte und hörte nicht auf! Uns war klar, eine griechische Fußballmannschaft musste wohl ein Spiel gewonnen haben. Dass das Feiern der Fans dann aber bis nachts um vier andauern würde (und das auch noch an einem Mittwoch), damit hatten wir dann doch nicht gerechnet — und vor allem hat Max fürchterlich darunter gelitten! Am nächsten Tag haben wir dann erfahren, dass Olympiakos Piräus im Finale der Europäischen Conference League gegen AC Florenz gesiegt und damit als erstes griechisches Team auch einen Europapokal gewonnen hatte. Piräus war nicht weit weg von uns, dementsprechend viele Fans haben da natürlich mitgefiebert und danach (sicherlich verständlicherweise) gefeiert.
Von dem Fußballspiel haben wir alle vorher nichts gewusst und nach Chalkida kamen wir ja aus einem ganz anderen Grund. Der Euripos ist mit 40 Metern Breite die schmalste Meerenge der Welt, trennt Euböa vom Festland und Chalkida in zwei Hälften. Hier gibt es ein ganz besonderes und sehr seltenes Phänomen: Das Wasser in der Meerenge ändert zwischen vier und 20 Mal täglich seine Fließrichtung und dies sogar relativ plötzlich mit nur wenigen Minuten Stillstand dazwischen!
Schon Aristoteles verzweifelte an dem Versuch, hierfür eine Erklärung zu finden. Der Legende nach soll er sich aus Verzweiflung darüber sogar in den Kanal gestürzt haben! Aber auch heutige Wissenschaftler können das Phänomen noch nicht zu 100% erklären. Man weiß, dass es sowohl mit den Gezeiten, dem Mond (Voll- oder Neumond) und dem Wind zusammenhängt als auch damit, dass das Wasser Euböa von Süd nach Nord (und anders herum) umströmt und hierbei die Wassermasse, die östlich der Insel strömt, den längeren Weg zurücklegen muss. Hierdurch kann es zu bis zu 4o cm Höhenunterschied des Wassers kommen, was dann immer einen Fließrichtungswechsel auslöst. Aber man kann noch immer nicht genau vorhersagen, wann das Wasser wieder seine Fließrichtung ändern wird. Absolut faszinierend!
Morgens sind wir dann noch hoch zur kleinen Burg über Chalkida, von der aus man einen wunderschönen Ausblick hat. Ich konnte im Schatten der Bäume stehen und so Susanne noch ein wenig im Kühlen arbeiten!

