Zehn Jahre lang hatte Troja den Angriffen der Griechen standgehalten, erst die List Odysseus‘ brachte den Fall der Stadt. Wir alle kennen die Geschichte des trojanischen Pferdes.
Nur wenigen Trojanern gelang die Flucht aus der brennenden Stadt. Einer von ihnen war Äneas, der spätere mythische Stammvater Roms und des iulischen Geschlechts von Cesar und Augustus, war Sohn der Liebesgöttin Venus und des trojanischen Prinzen Anchises. Auf Korfu wollte Äneas als Dank für seine gelungene Flucht einen Stier opfern. Doch der verwundete Stier entkam und schwamm an die Küste des Festlands, wo er dann tot zusammenbrach. Die Griechen sahen dies als Zeichen der Götter, auf dieser Halbinsel eine Siedlung zu erbauen, und nannten sie Buthrotos, was so viel bedeutet wie „verwundeter Stier“. Archäologen zufolge lassen sich die frühesten Zeugnisse der Besiedlung bis ins 10. – 8. Jahrhundert v. Chr. datieren.
Im 6. Jahrhundert v. Chr. wurde die Siedlung wegen ihrer strategisch guten Lage an der Meerenge von Korfu befestigt. Damals gab es hier bereits ein Theater und das Heiligtum des Asklepios. 228 v. Chr. wurde Butrint römisches Protektorat und es folgten Bauten wie das Löwentor, der Dionysosaltar, das Nymphaerum, römische Bäderanlagen, das Gymnasion, die Villa Amaltea und viele mehr. Später wurde die Siedlung ein wichtiger Teil des Alten Epirus und überlebte bis ins frühe Mittelalter, als ein Erdbeben große Teile der Stadt zerstörte und diese dann verlassen wurde. Im späten 5. Jahrhundert begann unter byzantinischer Herrschaft ein starker Wiederaufbau und es wurde unter anderem eine Basilika gebaut. 1386 wurde es zusammen mit Korfu an Venedig verkauft und auch die Venezianer hinterließen ihre Spuren, wie z.B. das venezianische Fort.
Heute ist Butrint der bekannteste Nationalpark Albaniens und wer die Stadt besucht, sieht noch immer die Ruinen all dieser Epochen vereint auf relativ kleinem Raum. Der Eintritt in die Ruinenstadt kostet 10 Euro und man läuft im Schatten großer Bäume von einem Monument zum anderen, kommt von einem Staunen ins nächste.
Wir hatten nur ein paar Meter vom Eingang des Nationalpark entfernt auf dem Parkplatz gegenüber des Hotel Livia übernachtet und Susanne hatte dort am Tag zuvor auch gut zu Abend gegessen. Max hatte dabei auch so seine Abenteuer: Er hat ja so seine Probleme mit anderen Hunden und zum Hotel gehört ein Labrador-Rüde im besten Mannesalter. Die Besitzer kümmern sich außerdem um eine nette, etwas schüchterne Straßenhündin, die auch in deren Biergarten herumspaziert. Der Mann fragte dann Susanne, ob sie nicht versuchen wollten, die Hunde an einander zu gewöhnen. Also sind Labbi, Hotelbesitzer, Max und Susanne erst einmal gemeinsam mit den (freilaufenden) Hunden ein wenig hinter das Hotel in den Wald gelaufen. Max wollte zuerst dominieren, aber der Labbi ruhte absolut in sich und hat das wie ein Weltmeister ruhig aber bestimmt abgewehrt und siehe da: nach 10 Minuten konnte Susanne dann ganz in Ruhe im Biergarten sitzen und auf ihr Abendessen warten, während Max entspannt neben ihr lag. Selbst die herumstreunenden Katzen waren ihm egal!
Und einen Tipp hatte der Besitzer Susanne auch noch gegeben: wenn sie am nächsten Tag in den Nationalpark ginge, dann solle sie Max mit Leine durch die Straße entlang und durch die Kasse führen, aber ihn dann frei laufen lassen. Auf die Frage, ob es keine Leinenpflicht im Nationalpark gäbe, kam dann nur ein: „Wir sind in Albanien!“
Wir verbrachten dann eine wirklich ruhige Nacht auf dem Parkplatz, nur Susanne musste ein wenig leiden, denn hier im Sumpfland sind die Stechmücken auch im März schon schwer aktiv!
Und am nächsten Morgen ging es dann für die beiden Richtung Ruinenstadt. Der Nationalpark öffnet im Winter um 9 Uhr und beiden waren überpünktlich am Tor. Aber ein Besucher war noch vor ihnen da und auch der wirklich erste Besucher des Parks an diesem Tag: ein Straßenhund! Und nachdem dieser den Wächtern wohl gut bekannt war, fragte Susanne dann auch an der Kasse, ob sie Max von der Leine lassen dürfe. Als einzige Gegenfrage kam, ob er ein Rüde sei, aber nachdem er kastriert ist, war das für niemanden ein Problem.
Also ging es erst einmal ein paar Meter durch den Wald und dann als erstes zum Heiligtum des Asklepios, bei dem auch das römische Theater liegt. Man läuft dort über einen Holzsteg, denn Teile der Bauten liegen unter algenbedecktem Wasser. Anscheinend haben Susanne und Max dabei ein paar Schildkröten aufgeschreckt, die sich am Rand des Wasser sonnten, denn diese liefen beim ersten Geräusch ins Wasser und waren nicht mehr zu sehen.


Susanne machte also Max von der Leine ab. Er lief den Steg voraus, rechts um die Ecke ins Theater und tauchte dann an einem Durchgang ungefähr 2 Meter rechts vom Steg wieder auf. Von hier gingen ein paar Stufen ins Wasser und was macht der dusselige Max? Freut sich, sein Frauchen wieder zu sehen, will zu ihr, läuft die Stufen hinunter und meint, er könne dann übers grüne Wasser zu ihr laufen! Das klappte natürlich nicht und Susanne sah sich schon den Hund irgendwie wieder aus dem Wasser fischen. Aber glücklicherweise gehen die Stufen wohl unter der Wasseroberfläche weiter und Max konnte den gleichen Weg zurück nehmen, den er hineingekommen war! Nach ein paar Zoomies im Theater kam er aber dann doch wieder an die Leine, denn das Risiko, dass er wieder irgendwo meint, übers Wasser laufen zu können, wo er vielleicht nicht so leicht wieder herauskommt, wollte Susanne dann doch nicht eingehen!
Im Theater trafen sie dann noch auf einen Amerikaner, der mit Stativ und Handy durch die Ruinen lief und anscheinend lustige Videos drehte. Susanne und Max haben sich dann eine Weile auf die Stufen des Theaters gesetzt und die Sonne und die Umgebung genossen.





Beim Trikonchos-Palast musste Max dann wieder als Fotomodel herhalten, auch wenn er im Vergleich zu den Mauern doch relativ klein ist.
Der Spaziergang führte weiter die Mauer entlang immer mit wunderschönem Blick aufs Wasser und das albanische Gebirge im Hintergrund.
Wir trafen auch auf einige Familien mit Kindern, denn eine andere Besonderheit hat Butrint noch: man darf in vielen der Mauern und manchmal sogar auf ihnen herumlaufen. Teilweise wird man von den Pfaden sogar fast dazu gezwungen. Gerade für Kinder ist dies natürlich ein Erlebnis, aber auch viele Erwachsene haben sicherlich ihren Spaß daran. Und so vereint sich in Butrint viel Lehrreiches und jede Menge Spaß! Man kann sicherlich in zwei Stunden durch die Anlage laufen, aber im Grunde sollte man sich mindestens drei Stunden, wenn nicht sogar noch mehr, Zeit hierfür nehmen, damit man es auch wirklich in Ruhe genießen kann!






Teil einer Mauer mit Manumissio-Inschriften. Die Freilassungsinschriften (Manumissio) wurden seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. dort angebracht. Interessant ist hierbei, dass die Inschriften belegen, dass Frauen in Butrint Sklaven sowohl befreien als auch deren Freiheit garantieren konnten. Dies ist deswegen so bemerkenswert, weil dies selbst den reichsten Frauen in vielen griechischen Póleis nicht gestattet war.
Das Löwentor. Ursprünglich war der Durchgang in der Befestigungsmauer hier wohl sehr schlicht. Im 6. Jahrhundert n. Chr. wurde dieser dann, um ihn leichter verteidigen zu können, wesentlich verkleinert und niedriger gemacht (selbst Susanne musste sich bücken!). Auch wurde ein Stein mit den Relief eines Löwen, der mit einem Stier kämpft, eingebaut. Ursprünglich stammt dieser Stein wahrscheinlich von einem Tempel auf der Akropolis.



Die venezianische Festung im Westen der Akropolis von Butrint. Von hier hat man einen wunderschönen Ausblick auf den Vivar-Kanal und auf die Straße von Korfu (siehe Titelbild).


Büste der „Göttin von Butrint“. Die Statue wurde um 1928 vor dem römischen Theater gefunden und wurde zu so etwas wie einem nationalen Symbol Albaniens. Man findet sie in vielen Publikationen, auf Briefmarken und Postkarten. Auf der Mauer des venezianischen Kastells ist eine Replika, das Original ist im archäologischen Museum in Tirana.
Heute war unser letzter Tag in Albanien und nach dem Besuch in Butrint sind wird über das Gebirge nach Griechenland gefahren. Abschließend kann ich sagen, dass die ersten Stunden in Albanien durchaus ein Kulturschock waren mit Müll, Straßenhunden und Verkehr, aber die Schönheit des Landes und die Herzlichkeit seiner Bewohner bleibt uns allen in Erinnerung und Susanne meinte, sie möchte unbedingt noch einmal für eine längere Zeit nach Albanien zurückkehren. Dann aber möglichst ohne Hund, der auf andere Hunde reagiert, denn Straßenhunde lassen andere Hunde meist in Ruhe, es sei denn, sie werden provoziert. Und bei den Mengen an Straßenhunden ist es schwierig eine Stadt mit einem Leinenpöbler zu besuchen.
Heute Abend dann schon auf dem Stellplatz in Griechenland haben wir andere Reisende getroffen, die auch durch Albanien gefahren sind. Allerdings haben sie das Land lediglich durchquert, nur schlechte Eindrücke sammeln können und dem Land dadurch auch keine echte Chance gegeben. Wahrscheinlich waren sie einfach zu kurz da, um Albanien richtig kennenzulernen. Wirklich kennengelernt haben auch wir es nicht, aber wir haben wenigstens einen Hauch eines Einblicks hinter die Kulissen erhaschen können und empfehlen deshalb, sich das Land wirklich bewusst anzuschauen – es ist es definitiv wert!
Butrint Nationalpark
SH81
Butrint
Albanien
Seite enthält unbezahlte Werbung.