Messene

Susanne hat uns mal wieder früh aus dem Bett geschmissen. Wir hatten ja in Pylos übernachtet und wollten weiter ins antike Messene und – mal wieder typisch Susanne – sie wollte unbedingt noch vor den ersten Reisebussen da sein, damit Max und sie die Ausgrabungsstätte quasi für sich alleine hätten. Der Wecker klingelte also um 5 Uhr… Aber naja, wenigstens konnten wir dann in Pylos noch einen schönen Sonnenaufgang erleben!

Kurz nach 8 Uhr kamen wir in Messene an. Ich war tatsächlich einer der ersten auf dem Parkplatz und konnte mir ein gemütliches Plätzchen unter Bäumen suchen. Max durfte mit in die Ausgrabungsstätte und so wartete ich alleine bis meine zwei zurück waren und mir berichten konnten.

Die meisten Ausgrabungen in Messene sind noch relativ jung. Zwar wurden 1895 schon die ersten Ausgrabungen getätigt (1957—1974 immerhin der größte Teil des Asklepieion), aber so richtig Fahrt nahm die Arbeit erst 1987 auf. Man hat bisher alle Gebäude, die der Reisebiograf Pausanias schon 155—160 n. Chr. beschrieben hatte, freigelegt — und die Ausgrabungen dauern weiter an! Messene ist das umfangreichste Ausgrabungsgebiet Griechenlands, sodass sich Grabungs- und Rekonstruktionsstand ständig ändern. Trotz der jetzt schon beeindruckenden Größe gehen viele davon aus, dass bisher nur ungefähr ein Drittel der tatsächlich vorhandenen Gebäude entdeckt wurden.

369 v. Chr. rief der thebanische Feldherr Epameinondas nach seinem Sieg über Sparta die vor der spartanischen Herrschaft geflüchteten und weithin verstreut lebenden Messenier zurück und gründete Messene als neue Hauptstadt Messeniens. Weil es immer wieder zu Angriffen von Spartiaten und Arkadiern kam, bauten die Messenier eine gewaltige, 4,5 m hohe und 9 km lange Mauer – heute noch in beeindruckenden Bruchstücken ca. 2 km westlich von Messene zu sehen. Pausanias schrieb über diese Mauer: „Ich habe niemals die Mauern von Babylon gesehen oder Menos Mauern in Susa in Persien, sie wurden mir auch nie von jemandem beschrieben, der sie gesehen hat. Wenn man aber die Mauern von Abrosos in Phokis, von Byzanz und auf Rodos zum Vergleich nimmt, so sind die messenischen Mauern noch weitaus gewaltiger.“

Auch wenn man beim Besuch der Ausgrabungsstätte zuerst das Theater von oben sieht (siehe Titelbild), so kommt man doch als Erstes an Arsinoës Brunnenhaus vorbei. Die Namensgeberin war Tochter des messenischen Königs Leukipp und Mutter des Gottes Asklepius. Der Brunnen bekommt sein Wasser aus der Klepsydra Quelle und hat eine 40 m lange Zisterne.

Das Theater wurde für große politische Versammlungen genutzt. Hier fand u.a. das Treffen zwischen König Philipp V. von Mazedonien und Aratos von Sikyon, einem Strategen des Achaiischen Bundes, statt. Nach Aussage des Historikers Livius strömten viele Messenier ins Theater und verlangten, dass Philopoimen, der Feldherr des Achaiischen Bundes, der 183 v. Chr. beim vorschnellen Angriff auf Messene wegen dessen Austritt aus dem Bund gefangen genommen wurde, nach Messene überführt und dort zur Schau gestellt werde. Er musste dort dann auch tatsächlich den Giftbecher leeren.

Südlich des Theaters befinden sich die Überreste einer Basilika aus frühbyzantinischer Zeit:

Direkt daneben liegt die Stoa (offene Halle) des Fleischmarktes. Eine Inschrift aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. berichtet darüber, dass ein wohlhabender Mann 1875 Dinar dafür hergab, Reparaturen auszuführen. In der Anfangszeit gab es hier auch noch Läden, doch später wurden diese abgeschafft. Ein perforierter Stein, auf dem Tiere geschlachtet wurden, deren Blut durch die Rillen abfließen konnte, verdeutlicht noch heute die ehemalige Nutzung des Ortes.

Das Bouleuterion war wahrscheinlich das erste Parlamentsgebäude der Stadt:

Ein weiteres Parlamentsgebäude und eine Art Kunstmuseum befinden sich im Asklepiion-Komplex. Er war nicht, wie man vermuten würde, ein Krankenhaus, sondern eher Zentrum des täglichen Lebens von Messene.

Weiter ging es den Berg hinunter Richtung Stadion:

Das Stadion mit seinen 18 Sitzreihen ist erstaunlich gut erhalten, selbst Überreste der Start- und Ziellinie sind noch zu sehen und mit nur wenig Aufwand könnte man es heute noch nutzen. Links des Stadions sieht man das Gymnasion mit seinen Säulen, rechts das Palaistra, gedacht für die körperliche Betätigung von Jugendlichen. Zusätzlich erhalten sind Überreste einer Art Spa. Im Hintergrund, wunderschön umgeben von der Landschaft, das Heroon. Ursprünglich als Teil des Stadions diente es später als Grabdenkmal für angesehene Bürger, die eine Ehrenbestattung erhielten.

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