Zu früheren Zeiten wurde ganz Westkreta von den noch im 19. Jahrhundert in Margarites lebenden 50 Töpferfamilien mit Keramik versorgt, vor allem mit Pithoi, den teilweise mannshohen Tongefäßen, in denen schon in der minoischen Zeit Öl, Oliven, Wein und Getreide gelagert wurden.
Im 20. Jahrhundert wurden die zugegebenermaßen doch recht unhandlichen Pithoi immer seltener verwendet. Wer kann auch schon mehrere wirklich große Tonkrüge in einer kleinen 2-Zimmer-Wohnung unterbringen? Margarites Töpferfamilien stellten sich um und die heute verbleibenden 17 Werkstätten stellen nun kleinere Gefäße und touristentauglichere Keramik her. Nur noch zwei Werkstätten töpfern noch immer große Pithoi.


Der Ton für die Aufbaukeramik wird oberhalb des Dorfes abgebaut und muss vor der Werkstatt über Winter „wittern“. Danach wird er im Frühling mittels Sieben von groben Verunreinigungen befreit und in Tongefäßen aufgeschlämmt. Der hierbei entstehende Schlicker wird getrocknet und durch Schlagen mit den Händen von Lufteinschlüssen befreit. Jetzt wird der Pithoi vom Boden her per Hand auf der Töpferscheibe aufgebaut. Seitlich hat der Pithoi noch Ösen, durch die zur Sicherung des Gefäßes beim Transport ein Seil gezogen werden konnte. Ein Pithoi wird nicht glasiert und auch nur einmal gebrannt, dies allerdings bei 1000 – 1150°C.
Auch wenn mittlerweile Pithoi als Dekoration in manchen Gärten anzutreffen sind, stirbt das Handwerk der Aufbaukeramik nach und nach aus. Deshalb kommen mittlerweile ganzen Klassen von Kunstakademien aus der ganzen Welt nach Margarites, um einen Workshop über dieses alte Handwerk zu besuchen und es zu erlernen.
Als Besucher Margarites kann man einige der Werkstätten besichtigen oder auch selbst einen Workshop buchen. Mit Max an der Leine war das Susanne aber leider nicht möglich – ein Wedler und mehrere Hundert Euro wären in Scherben am Boden gelegen! Aber schon alleine das Schlendern durch das kleine Dorf und das Spickeln durch Fenster und Türöffnungen der Werkstätten und Läden war die Fahrt hierher absolut wert!



Oh, und noch ganz kurz zum Stichwort Fahrt: wenn ihr wie ich höher als 2,5 m seid und von Norden durch Perama her kommt, dann traut eurem Navi nicht, auch dann nicht, wenn es Google Maps heißen sollte! Man soll hier rechts abbiegen und steht dann plötzlich vor einer Brücke, die nur eine Durchfahrtshöhe von 2,5 m hat! Der richtige Weg geht nicht nach rechts über diese Brücke, sondern geradeaus über eine andere Brücke, dann links und dann am Ende der Straße rechts durch die Innenstadt!