Schon die Fahrt nach Kotor war absolut toll! Von Hercig Novi fährt man einmal rund um die von hohen, steilen Bergen umgebene Bucht von Kotor. Die Straße windet sich der Küste entlang und durch die kleinen Örtchen und immer wieder gibt es wunderschöne Ausblicke und auch Parkplätze, auf denen man diese auch genießen kann.
Die Bucht von Kotor wird auch als der südlichste Fjord Europas bezeichnet, auch wenn dies per Definition nicht ganz richtig ist, denn sie entstand – im Gegensatz zum Fjord – in einem ehemaligen tiefen Flusstal.
Eigentlich hatte Susanne geplant, im Städtchen Perast zum Mittagessen Halt zu machen. Am Ortseingang gibt es einen (sehr kleinen) öffentlichen Parkplatz, direkt dahinter einen privaten. Da der öffentliche belegt war, stellte ich mich rückwärts auf einen der oberen Plätze des privaten Parkplatzes.
Perast ist ein nettes kleines Städtchen, das vor allem auch wegen der beiden vorgelagerten Inseln mit den Kirchen bekannt ist. Man kann beide sowohl im Video als auch auf dem Foto sehen.
Jedenfalls stand ich da noch keine Minute, da kam ein junger Mann ans Fenster. „Are you alone?“, fragte er. Susanne war etwas irritiert, denn was ging ihn das an? Er fragte nochmal. Und dann nochmal mit der Erklärung, dies sei ein privater Parkplatz und normalerweise müsse man 10 Euro/Stunde bezahlen, aber weil sie eine Frau sei und alleine, würde er ihr die Gebühr erlassen. Dann wollte er noch wissen, wie lange wir hier bleiben würden. Das kam mir etwas komisch vor! Wollte er vielleicht wissen, wie lange er Zeit habe, um bei mir einzubrechen? Andererseits kann es durchaus sein, dass er sich nur ein wenig wichtig machen wollte, denn eigentlich sind die Leute hier wirklich sehr nett, nur ab und an tatsächlich auch ein wenig neugierig.

Zum Glück war das auch Susanne nicht ganz geheuer und so sind wir dann weitergefahren, sobald er wieder außer Sichtweite war! Schade um den netten Mittagessensplatz, aber besser so, als am Ende eine böse Überraschung zu erleben!

Dann kamen wir nach Kotor und ich hatte die nächste, diesmal wirklich schöne Überraschung! Unser Übernachtungsplatz war einer der beiden offiziellen Wohnmobilstellplätze südlich der Altstadt direkt an der Bucht gelegen und ich stand da direkt am Strand mit Blick auf die Altstadt von Kotor!
Der Stellplatz ist eigentlich nur ein Parkplatz und bietet weder Strom noch Wasser oder Entsorgungsmöglichkeiten. Aber die Nähe zur Altstadt und der Blick von hier macht das alles wieder wett!
Als wir ankamen, war das Häuschen bei der Einfahrt nicht besetzt und weit und breit keine Erklärung, wie man bezahlen sollte. Ein paar Einheimische waren der Meinung, dass der Platz jetzt, außerhalb der Saison, kostenlos sei, aber abends um halb neun kam dann doch ein Angestellter des Platzinhabers (er wies sich direkt aus) und kassierte die 20 Euro für einen 24h Aufenthalt und ich bekam ein Kärtchen für die Windschutzscheibe.
Obwohl dies ein einfacher Parkplatz ist und die nächsten Wohnhäuser relativ weit entfernt sind, fühlte es sich absolut sicher an. Der Platz ist auch videoüberwacht, aber selbst ohne diese Überwachung hatten wir alle ein absolut gutes Gefühl. Susanne ist dann nachts nochmal ohne Max, dafür mit Stativ, los an den Strand, um Fotos zu machen, und fühlte sich auch da alleine wirklich sicher.


Tagsüber laufen auch immer wieder Spaziergänger über den Parkplatz, die sich mit ihren Hunden zum Strandspaziergang aufmachen.
Am nächsten Morgen ging es dann schon vor 7 Uhr los in Richtung Altstadt. Der Gemüsemarkt an der Stadtmauer war gerade noch am Aufbau, in der Stadt wurden die Gassen nass gesäubert und die ersten Café- und Ladenbesitzer fingen an aufzubauen. Die Stadt war gerade noch am Aufwachen.
Normalerweise fehlt immer irgendetwas, wenn man eine fast menschenleere Stadt anschaut – es fehlt das Leben. Aber Kotor ist selbst ohne Menschen charmant. Mit seinen vielen kleinen, engen Gassen und den hübschen Plätzen dazwischen ist es wirklich ganz bezaubernd!










Wer möchte, kann aus der Stadt über viele Treppe nach oben zur Festung laufen. Das sind allerdings sehr viele Treppen, denn die Festung liegt hoch oben auf dem Berg. Hier auf dem Foto ist sie zusammen mit der erleuchteten Stadtmauer zu sehen.
Neben uns auf dem Stellplatz war eine französische Familie, die dann wirklich mit ihrem Hund die Treppen nach oben gelaufen ist. Die Eltern haben uns erzählt, dass man von dort oben einen wunderschönen Ausblick über die komplette Bucht hat, aber der offizielle Eingang zur Festung selbst auch recht interessant sei. Dort lehnt eine Leiter an eine leere Fensteröffnung und auf einem Schild steht geschrieben, dass man hier hineinklettern möge. Den Hund mussten sie allerdings die Leiter hochheben, denn ganz so sportlich, die 2 m nach oben zu springen, ist er dann doch nicht.
Max hatte schon in Dubrovnik Probleme mit den vielen, teilweise steilen Treppen, weshalb beide darauf verzichteten, nach oben zu gehen.
Wenn ich euch jetzt schon von der Mauer erzählt habe, dann will ich euch auch gleich noch ein wenig mehr davon und vor allem auch die Stadttore zeigen:






Natürlich dürfen auch die Kirchen in Kotor nicht fehlen. Da ist die 1195 erbaute Kirche St. Lukas, in der noch bis 1930 Menschen bestattet wurden. Als beim schweren Erdbeben 1979 fast die gesamte Altstadt von Kotor zerstört wurde, war St. Lukas das einzige Gebäude, das kaum Schäden davongetragen hatte. Eines der auffälligsten Gebäude der Stadt ist die von 1902 bis 1909 im pseudo-byzantinischen Stil erbaute serbisch-orthodoxe St. Nikolaus Kirche (Crkva Svetog Nikole).
Und dann ist da natürlich noch die Kathedrale des Heiligen Tryphon. Die Sankt-Tryphon-Kathedrale ist die größte noch erhaltene romanische Kirche der östlichen Adriaküste. Im Jahr 809 kaufte der Kotoraner Andrija (Andreaccio) Saracenis die Reliquien des Heiligen Tryphon den Venezianern ab und brachte sie von Konstantinopel nach Kotor. Er finanzierte auch den Bau der Kathedrale. Damit ist sie eine der ältesten Kathedralen Europas.


Und es gibt noch eine Besonderheit in Kotor, die in ganz spezieller Weise zum Charme der Stadt beiträgt. Vielleicht sind sie euch ja schon auf dem einen oder anderen Foto aufgefallen?
Genau! Die Katzen! In Kotor wimmelt es von Katzen. Sie sind sehr zutraulich, folgen den Besuchern auf Schritt und Tritt und springen einem sogar auf den Schoß, wenn man nicht aufpasst. Es ist kaum möglich, eine Katze von nahem zu fotografieren, ohne dass sie direkt auf einen zu rennt. Die Katzen denken sofort, man würde sie streicheln wollen oder ihnen etwas zu essen geben. In den Cafés und Restaurants ist es vollkommen normal, seinen Tisch mit einer Katze zu teilen. Für Katzenhasser oder Katzenhaarallergiker ist die Stadt also definitiv nicht geeignet!
Dabei sind die Katzen durchaus gut genährt und man sieht immer wieder Futterstellen oder Liegeplätze, die ihnen von Bewohnern oder Geschäftsinhabern eingerichtet wurden. Die Katzen sehen auch gesund aus. Susanne hat sich mit einer Dame unterhalten, die ihr erzählte, es gäbe fünf Frauen, die dafür sorgten, dass die Katzen geimpft und entwurmt würden und diese auch zum Tierarzt brächten, wenn sie irgendein Anzeichen einer Krankheit hätten.
Die Stadt selbst hat zusätzlich einen Futterautomat und kleine Katzenhäuser aufgestellt, in die sich die Katzen bei schlechtem Wetter zurückziehen können. Es gibt in Kotor sogar ein Katzenmuseum.
Susanne wollte die Privatsphäre der Dame hinter dem Futterautomaten auf dem Bild achten, deswegen kann man das leider nur schlecht erkennen, aber auf dem Schoß der Dame tummeln sich hier gerade vier Katzen und eine weitere sitzt neben ihr auf der Bank. Gerade hier in der Nähe des Futterautomaten entstehen viele Erinnerungsbilder an die Stadt, wie man sie aus anderen Städten eher nicht kennt.

Kotor ist liebenswert, schön, charmant, besonders und absolut einen Besuch wert!


