Die Meteora-Klöster

Bei Panagia verlassen wir die A2. Von hier geht es noch 40 km über eine kurvenreiche Strecke nach Kastraki, dem Ort, bei dem die Meteora-Klöster liegen. Irgendwann sehe ich in der Ferne bizarre, fast schwarz aussehende Felsformationen. Felsen, die wie Zähne aus dem Boden ragen.

Als ich mich den Felsen nähere, erkenne ich „Dellen“ und Höhlen im Gestein. In diesen Dellen scheint Gras oder Moos zu wachsen. Ein unwirklicher Anblick! Und dann, nach langem Suchen, kann ich auf einem der Felsen auch ein Gebäude ausmachen – eines der Meteora-Klöster.

Die bizarren Felsen, auf denen die Klöster erbaut wurden, reichen teilweise bis zu 600 m in die Höhe. Dabei fallen die Felswende fast senkrecht ab. Entstanden sind sie über Millionen von Jahren durch Ablagerungen von Schlamm, Stein und Sand, als das Meer noch bis hierher reichte. Die Verwitterung trug dazu bei, dass sie heute so markant aussehen. Die Szenerie erinnert irgendwie an einen Fantasy-Film: Fast erwartet man einen Elf, der aus dem Nichts auftaucht.

Ab dem 9. Jhd. n. Chr. haben hier Mönche und Eremiten besondere Gebetsstätten in den Höhlen und Felsspalten errichtet, ab dem 12. Jahrhundert wurden die ersten Klöster auf den Spitzen der Felsen erbaut. Das älteste noch erhaltene Kloster ist das Metamorphosis-Kloster, in dem 1344 schon 16 Mönche lebten. Mit 60 000 m² ist es zudem das Größte der Meteora-Klöster. Die Baumaterialen wurden damals von den Mönchen mittels Seil- und eigens errichteten Aufzügen nach oben transportiert. Bis vor hundert Jahren nutzen die Mönche selbst auch noch diese Art der Beförderung oder kletterten an Strickleitern hinauf zu ihren Gebetsräumen und Zellen. Heute kann man das Kloster über eine Straße und eine Treppe mit 143 Stufen erreichen. Insgesamt gibt es 24 Klöster, von denen heute noch sechs bewohnt sind. Die anderen 18 Klöster sind den Besuchern wegen ihrer gefährlichen Lage oder der Einsturzgefahr nicht zugänglich.

Wir übernachteten auf einem der Campingplätze in Kastraki. Susanne wollte unbedingt noch vor Sonnenaufgang oben bei den Klöstern sein, also schmiss sie uns schon um 4:20 Uhr aus dem Bett! Selbst Max wollte noch nicht nach draußen und brauchte eine Weile, um sich überzeugen zu lassen. Dann fuhren wir nach oben. Vor dem Kloster Varlaam befindet sich ein relativ großer Parkplatz, auf dem ich dann meinen fehlenden Schlaf nachholen konnte und von wo aus Susanne und Max zu Fuß losgezogen sind.

Es war ganz gut, dass wir so früh hergekommen sind, denn ab halb neun kamen die ersten Touristenbusse an und schnell bildete sich eine lange Schlange auf der Treppe des Kloster Varlaam. Wenn jetzt schon so viele Menschen Meteora besuchen, wie muss das erst im Sommer sein?

Das Metamorphosis-Kloster, auch genannt Megalo Meteoron und Kloster Varlaam sind wegen der guten Erreichbarkeit besonders beliebt bei Touristen. Aber auch sein Inneres muss einiges zu bieten haben: Fresken aus dem 16. Jahrhundert, Museumsräume, eine Einsiedlerhöhle, den Weinkeller der Mönche und einen schönen Innenhof. Auf dem Nachtbild seht ihr es rechts oben im Bild.

Links im Bild oben (und hier rechts) ist das Kloster Agion Panton (Allerheiligen) zu sehen, bekannter unter dem Namen Varlaam. Mitte des 14. Jahrhunderts lebte der Einsiedler Varlaam auf der Spitze dieses Felsens. Mehrere Jahre nach dessen Tod gründeten die Brüder und Gelehrtenmönche Nektarios und Theofanis im frühen 15. Jahrhundert hier ein Kloster. Baubeginn war 1518, Ende des Baus um 1535. Varlaam ist ein reines Männerkloster. Nektarios und Theofanis hatten sich der koinobitischen Lebensweise verschrieben, bei der besitzlose Mönche unter einem Dach leben und durch eine Mauer von der Außenwelt getrennt sind. Durch die Lage auf der Felsspitze wurde diese Lebensweise im wahrsten Sinne des Wortes auf die Spitze getrieben.

Spätestens seit „James Bond – In tödlicher Mission“, das trotz der Proteste der Mönche teilweise dort gedreht wurde, ist das Kloster Agia Triada (Kloster der heiligen Dreifaltigkeit) aller Welt bekannt. Man kann das Kloster seit 1925 über eine Treppe erreichen, aber die alte Seilwinde, die zuvor genutzt wurde, kann man immer noch bestaunen.

Im Innern gibt es ein altes Evangeliar und Fresken zu sehen und die Terrasse bietet einen atemraubenden Ausblick, den Susanne und Max leider selbst nicht sehen konnten, weil Max nicht ins Kloster hinein durfte. Hier mussten wir uns auf die Berichte anderer verlassen. Anscheinend ist diese Terrasse aber nicht an allen Stellen gesichert, also sollte man – vor allem, wenn man mit Kindern reist – hier ein wenig Vorsicht walten lassen.

Ihr könnt das Kloster auf dem Titelbild relativ weit links sehen. Rechts sieht man Metamorphosis und Varlaam (sie sehen auf dem Foto fast wie ein großes Kloster aus) und darunter das Kloster Nikolaos Anapavsas, zu dem die beiden aber nicht hingelaufen sind.

Auch das Roussanou-Kloster ist heute über Treppen erreichbar, allerdings hängen dort noch die alten Strickleitern, die an alte Zeiten erinnern. Das Kloster steht sehr eindrucksvoll auf einer Felsspitze mit senkrecht abfallenden Wänden. Zum ersten mal wurde es unter diesem Namen im 16. Jahrhundert erwähnt, die erste Kirche auf der Felsspitze wurde im 14./15. Jahrhundert gebaut.

Das letzte Kloster, das man besuchen kann, ist Agios Stefanos, eines der ältesten Meteora-Klöster. Früher war es ein reines Mönchskloster, aber seit Mitte des 20. Jahrhunderts leben hier auch Nonnen – damit ist es das einzige Nonnenkloster hier. Es liegt östlich, etwas abseits vom Schuss, und wird daher auch weniger oft besucht.

Der Weg zu den Meteora-Klöstern war für uns tatsächlich ein Umweg von mehreren Hundert Kilometern, aber dieses UNESCO-Weltkulturerbe muss man einfach gesehen haben! Nicht nur die bizarren Felsen und die Klöster sind wunderschön, sondern auch die Ausblicke, die sich einem immer wieder bieten! Wer kann, sollte sich für den Besuch hier durchaus zwei bis drei Tage Zeit nehmen.

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