Im ersten Teil zu Bologna habe ich euch ein paar Dinge zur Geschichte Bolognas, hauptsächlich über die Universität, erzählt, doch Bologna hat auch eine wunderschöne Altstadt und einer Unmenge an Sehenswürdigkeiten. Susanne kommt seit über 30 Jahren mindestens ein Mal pro Jahr in die Stadt und sagt immer, für sie sei Bologna eine der schönsten Städte Italiens, wenn nicht sogar die Schönste, denn hier gäbe es nicht ganz so viele Touristen.
Ich selbst kann leider nicht mit in die Innenstadt. Nicht nur, dass die befahrbaren Straßen für mich oft viel zu eng sind, Bologna erlaubt Fahrzeugen nur mit ausdrücklicher Genehmigung den Weg durch die Innenstadt. Für Touristen organisiert das z.B. das Hotel, wenn es in der Innenstadt gelegen ist. Die Nummernschilder werden elektronisch erfasst und es kann wirklich teuer werden, wenn man versehentlich ohne diese Erlaubnis in das Gebiet einfährt.
Für die recht sicheren Parkhäuser bin ich ja leider zu hoch und die paar Parkplätze auf offener Straße in Zentrumsnähe sind mir nicht unbedingt so geheuer, weswegen ich lieber schon auf dem bewachten Tagesparkplatz in der Via del Porto stand (Vorsicht bei der Ausfahrt: Es besteht die Gefahr aufzusetzen!), von wo aus Susanne in die Altstadt laufen konnte, oder auf dem Stellplatz des Ropa-Centers. Man zahlt pro Nacht inkl. Wasser, Entsorgung und Strom am Automaten bei der Ausfahrt mit Karte 19,90 €. Aber wichtig: man muss vorher reservieren und bekommt dann per E-Mail einen Code zugeschickt, den man zur Einfahrt benötigt. Da der Code immer nur zu Geschäftsöffnungszeiten versandt wird, ist es ratsam, schon ein paar Tage vorher zu reservieren. 5 Minuten vom Stellplatz entfernt ist ein kleiner Bahnhof, von dem aus man schnell in die Innenstadt Bolognas gelangt. Auch gemütlich und vor allem immer sicher war es bei Susannes Geschäftspartnern. Sie sind dann immer gemeinsam mit dem PKW in die Stadt gefahren, aber die Möglichkeit habt ihr ja leider meistens nicht.
Nun aber zu den Sehenswürdigkeiten von Bologna:

Für die Einwohner Bolognas ist sicher die Wallfahrtskirche „Santuario della Beata Vergine di San Luca“ („Heiligtum der allerseligsten Jungfrau vom heiligen Lukas“) die wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt. Fährt man nach Bologna, sieht man sie aus fast jeder Richtung schon von Weitem auf ihrem Hügel über der Stadt thronen. Aber auch von San Luca aus hat man einen wunderschönen Blick auf die sie umliegende Landschaft.
In San Luca wird ein dem Evangelisten Lukas zugeschriebenes Madonnenbildnis aufbewahrt. Jedes Jahr am Samstag vor dem fünften Sonntag nach Ostern wird diese Ikone in einer Prozession durch den Bogengang „Portico di San Luca“ in einem langen Festzug durch die Altstadt in die Kathedrale von Bologna getragen. Am darauffolgenden Mittwoch kommt sie mit einem zweiten Umzug in die Basilika San Petronio, wo der Bischof die Stadt Bologna segnet. Dort bleibt die Ikone bis Christi Himmelfahrt, bis sie wieder nach San Luca zurück gebracht wird.

Die Kirche ist nicht nur von außen wunderschön und eindrucksvoll, sondern auch innen reichlich geschmückt. Vor allem der Blick nach oben zur Decke ist absolut einmalig.

Der Portico die San Luca ist der längste Laubengang der Welt. Er führt auf einer Länge von ca. 3,8 Kilometern mit 666 Bögen, die fortlaufend nummeriert sind, von der Porta Saragozza, einem der alten Tore von Bologna, die 200 Höhenmeter hinauf zu San Luca. In vielen der Bögen erkennt man noch heute Bilder der Mysterien. Entlang des Weges liest man auch immer wieder Namen der Familien, die den Bau von 1674 bis 1739 mit ihren Spenden finanziert hatten.



Insgesamt bietet Bologna fast 40 km an Bogengängen, denn nicht nur der Weg nach San Luca ist so gestaltet, nein, fast jedes Gebäude der Innenstadt – zumindest an den wichtigsten Straßen – hat diese Bogengänge. Man kann in Bologna tatsächlich einkaufen, ohne jemals einen Regenschirm benutzen zu müssen. Doch die überdachten Wege im Stadtzentrum wurden eigentlich nicht gebaut, um bei Regen trocken von A nach B zu gelangen. Sie wurden wegen der Universität gebaut! Ab dem 13. Jahrhundert kamen so viele Studenten in die Stadt, dass es einfach nicht mehr möglich war, alle unterzubringen. Doch anstatt die Häuser schon ab dem Erdgeschoss zu verbreitern und somit die Straßen zu verschmälern, entschied man sich, die Häuser erst ab dem 1. Stock auszubauen, damit Fußgänger bequem darunter laufen konnten.

Andere Wahrzeichen der Stadt sind die Geschlechtertürme Bolognas. Im 12. und 13. Jahrhundert wurden ca. 180 solcher Geschlechtertürme erbaut. Vermutlich sollten sie reichen Familien zur Verteidigung dienen, wurden aber eher als Statussymbol angesehen. Es galt, je höher der Turm, desto höher der Status, weshalb man sich hier auch zu überbieten versuchte. Die meisten Türme überlebten die Jahrhunderte leider nicht, doch in Bologna sind noch knapp zwanzig Geschlechtertürme erhalten. Einen der (kleineren) Türme kann man heutzutage auch für eine Übernachtung mieten.

Die bekanntesten der noch erhaltenen Türme sind sicherlich die beiden schiefen Türme Asinelli und Garisenda. Der Asinelli-Turm hat eine Neigung von 1,3° und eine Höhe von 97,2 Metern. Er ist damit der höchste schiefe Turm Italiens (der schiefe Turm von Pisa hat zwar eine Neigung von ca. 4 Grad, ist aber nur knapp 56 Meter hoch).

Auf dem Piazza del Nettuno, direkt angrenzend an den Piazza Maggiore, steht der Neptunbrunnen. Dieser ist ein Werk des flämisch-italienischen Bildhauers Jean de Boulogne, genannt Giambologna. Sein ursprüngliches Design wurde der Legende nach von der Kirche zensiert, da die dargestellte Größe des Geschlechtsteils Neptuns wohl Grund für öffentliches Ärgernis war. Um die Zensur zu umgehen, hat Giambologna die Statue dann so geschaffen, dass man auf den Stufen der Bücherei Salaborsa stehend den ausgestreckte Daumen an Neptuns Hand als das gegen den Himmel ragende Prachtstück des Gottes interpretieren kann. Im Keller der Salaborsa, der alten Börse, kann man übrigens Ausgrabungen von darunter liegenden Gebäuden aus römischer Zeit betrachten.
Auf dem Bild sieht man hinter dem Neptunbrunnen auch einen Teil des Palazzo Re Enzo, der Mitte der 1200er Jahre als Erweiterung der bereits bestehenden städtischen Gebäude am Piazza Maggiore errichtet wurde.
Vom Piazza del Nettuno aus kann man direkt das Gewölbe „Voltone del Podestà“ im gleichnamigen Palast am Piazza Maggiore 1 sehen. Hier gibt es eine weitere Kuriosität Bolognas: Stellt man sich am Kreuzungspunkt der Gänge direkt in die Ecke und spricht leise mit dem Gesicht zur Wand, kann eine zweite Person, die in der gegenüberliegenden Ecke steht, das Gesprochene ohne Probleme verstehen. Gebaut wurde dies im Mittelalter nach einem Pestausbruch. Durch diese Besonderheit konnten Priester Kranken die Beichte abnehmen, auch ohne diesen zu nahe kommen zu müssen.

Der Palazzo del Podestà wurde gegen 1200 an der damals gerade entstehenden Piazza Maggio errichtet und war Sitz des Podestà (einer Art Bürgermeister) und seiner Beamten. Mit dem Läuten der Glocke im Torre dell’Arengo über ihm wurden die Einwohner bei außergewöhnlichen Ereignissen zusammengerufen.
Der Piazza Maggiore war und ist sicherlich der wichtigste Platz Bolognas. War er früher Markt- und Versammlungsplatz, so sieht man heutzutage abends Menschen am Platz sitzen, sich unterhalten und lachen – umgeben von wunderschönen Gebäuden. Er ist also noch immer eine wichtige Begegnungsstätte.

1390 wurde der Grundstein für die Basilica von San Petronio am Piazza Maggiore (oben rechts im Bild) gelegt. Mit einer geplanten Erweiterung aus dem Jahr 1514 wäre sie größte Kirche der Welt geworden – größer und schöner als der damalige Petersdom in Rom. Der Überlieferung nach war Papst Pius IV hierüber nicht allzu glücklich und verhinderte das Vorhaben. Die geplante Erweiterung wurde nicht gebaut und die Marmorfassade nicht fertiggestellt. Trotzdem ist San Petronio mit seinen 132 m Länge, 60 m Breite, seiner Gewölbehöhe von 45 m und 258.000 m³ umbautem Raum noch die fünftgrößte Kirche der Welt und die größte Backsteinkirche weltweit.
Auch von innen ist San Petronio mit seinen drei Kirchenschiffen und 22 Kapellen absolut sehenswert. Man findet hier die von Gian Domenico Cassini gestaltete Sonnenuhr, die aus drei verschiedenen Gründen interessant ist: 1. Sie ist im Innern eines Gebäudes und funktioniert mittels Loch in der Kirchendecke 2. Mit 67,27 Metern ist sie die längste Sonnenuhr der Welt. 3. Astronomisch-mathematischen gesehen ist sie einmalig, denn sie zeigt die genaue Mittagsstunde für jeden Tag des Jahres an.

Der Palazzo d’Accursio mit seinem Glockenturm ist ein weiteres interessantes Gebäude am Piazza Maggiore. Neben der Terrasse von San Petronio und dem Asinelli-Turm hat man auch hier einen einzigartigen Ausblick über die Dächer Bolognas.
Aber auch die Kanäle von Bologna sind sicherlich einen Besuch wert. Früher war die Stadt von zusammengerechnet 60 km langen, miteinander verbundenen Wasserstraßen durchzogen. Die meisten hiervon sind heute überbaut oder zugeschüttet, aber auf der Via Piella kann man noch einen Blick durch ein Fenster auf einen der Kanäle erhaschen. Wenn man Glück hat, kann man an einer der (leider relativ selten stattfindenden) Bootstouren durch die unterirdischen Kanäle teilnehmen.
Am Bogengang des Corte Degli Isolani sollte man einen Blick auf die hölzerne Decke des Gangs werfen und nach den drei Pfeilen Ausschau halten, die dort noch immer stecken. Um das Warum ranken sich verschiedene Legenden. Eine davon handelt von einem Kaufmann, der herausgefunden hatte, dass ihm seine Frau untreu war und deswegen Auftragsmörder anheuert, sie zu töten. Als diese aber bei der Frau ankamen, waren sie von ihrem nackten Anblick so abgelenkt, dass die Pfeile ihre Ziel verfehlten und stattdessen die Balken trafen.
Es gibt noch einige wichtige und wunderschöne Sehenswürdigkeiten in Bologna, von denen ich euch jetzt noch nichts erzählt habe. Dazu gehören Bolognas Dom, die Kathedrale von San Pietro, die sieben Kirchen und die Basilika von Santo Stefano, der Mercato Delle Erbe und, und, und … Aber der Bericht ist jetzt schon so lang, dass ich dies auf einen unserer nächsten Besuche in Bologna verschieben werde. Bis dahin kann ich Euch nur ans Herz legen, diese wundervolle Stadt selbst zu besuchen und zu bestaunen.
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