Schloss Augustusburg

Dieses Mal habe ich unser Ziel schon von Weitem gesehen. Aus über 500m Höhe schaut Schloss Augustusburg vom Schellenberg auf das Zschopautal am Rande des Erzgebirges herab. Kein Wunder, dass es auch die „Krone des Erzgebirges“ genannt wird! Es ist nicht nur aus jeder Richtung schon aus großer Entfernung zu sehen, sondern auch sein Grundriss erinnert mit den vier Eckhäusern und den um einen Innenhof herum angeordneten Gebäuden an eine Krone.

Und natürlich habe ich an euch gedacht und einfach irgendwann in Mitten von Feldern angehalten und Susanne gesagt, dass sie raus soll und ein Foto machen muss!

Nur als wir dann in Augustusburg ankamen (ja, das Schloss heißt wie der Ort, in dem es liegt), konnte sie natürlich mal wieder nicht auf mich hören und hatte partout ihren eigenen Kopf! So haben wir uns statt auf einen der WoMo-Stellplätze direkt oben an der Schlossmauer unten ganz hinten auf den Besucherparkplatz hingestellt. ICH habe das Schild in das Gässchen nach rechts vor dem Besucherparkplatz ja gesehen, aber Susanne hatte mal wieder nur Augen für die Fußgänger, hat es übersehen und hat mich deswegen auf diesen Parkplatz gelenkt. Ja, da ganz hinten kann man als WoMo auch stehen (besonders als großes WoMo, denn das Gässchen war wirklich nicht breit), aber halt nicht ganz so schön.

Naja, Pech für sie, denn sie musste nun den Berg hochlaufen, statt ganz bequem von mir da hoch gebracht zu werden! Max hat sich allerdings gefreut, denn vom Ende des Parkplatzes geht ein schmaler, kurzer Weg durch den Wald nach oben und so hat er wenigstens noch ein klein wenig zusätzliche Bewegung bekommen. Außerdem konnte Susanne die tolle Aussicht von dort oben genießen.

Max und Susanne haben dann den südlichen (eigentlich Hinter-)Eingang des Schlosses genommen und sind auch danach direkt nach links auf den Hof mit den Wirtschaftsgebäuden eingebogen.

Zu früheren Zeiten bildeten diese einen komplett von Gebäuden umschlossener 2. Innenhof, heute stehen hier allerdings nur noch die beiden Längsgebäude.

Susanne glaubt, dass hier auch die Jugendherberge untergebracht ist. Sie soll sogar eine Sauna haben! Und mal ganz ehrlich: wer möchte denn nicht auch mal gerne in einem Schloss übernachten?

Im Hof der Wirtschaftsgebäude befindet sich auch das Brunnenhaus. Logisch, in 516m Höhe findet man nur selten das kostbare Nass und alles Wasser zur Versorgung eines Schlosses mit Eimern aus dem Tal nach oben zu holen, wäre nun doch etwas mühselig gewesen. Also gab Kurfürst August von Sachsen 1568 den Bau eines Brunnens in Auftrag und nach 9 Jahren wurde man in über 130m Tiefe endlich fündig. 1579 wurde dann über dem Brunnen das Brunnenhaus mit dem Göpelwerk errichtet. Hier im Brunnenhaus ist der zweittiefste Burgbrunnen und das älteste noch erhaltene Treibgöpel Sachsens. Man kann es auch besichtigen, allerdings nur im Rahmen einer Führung. Alternativ kann man im Brunnenhaus auch heiraten – mit seinen bis zu 50 Sitzplätzen bietet es ein ganz besonders Ambiente für einen unvergesslichen Tag!

Kurfürst August ließ Schloss Augustusburg an der Stelle der ehemaligen Burg Schellenberg nicht nur als repräsentatives Jagdschloss, sondern v.a. auch als Symbol seiner Macht errichten. Grundsteinlegung war im Frühjahr 1568 und schon 4 Jahre später, am 30. Januar 1572, war feierliche Einweihung. Nur ein paar Innenarbeiten, der Uhr- und Glockenturm, die Brücke und die Wachhäuser der Nordseite wurden kurz darauf noch fertiggestellt. Heute ist Schloss Augustusburg eines der schönsten Renaissanceschlösser Mitteleuropas und definitiv einen Besuch wert!

Wenn man heute das Schloss in vollem Ausmaßen sieht, sich überlegt, welche Hilfsmittel die Menschen vor fast 500 Jahren zur Verfügung hatten und wie schnell trotz allem ein solcher Bau errichtet werden konnte, dann wundert man sich umso mehr, dass es heute Endlos-Bauprojekte wie gewisse Flughäfen gibt. Sicherlich hat der Bau des Schlosses Unsummen verschlungen, dennoch ist es kleiner als so ein Flughafen, der am Ende auch viel mehr kostet, als eigentlich geplant. Am Schlossbau machten sich sehr, sehr viele Handwerker zu schaffen, wobei auch am Bau des Flughafens viele unterschiedliche Firmen beteiligt waren. Der Bauherr des Schlosses warf sogar nach drei Jahren seinen Oberbaumeister raus, weil ihm der Baufortschritt einfach nicht schnell genug ging.  Ein neuer Oberbaumeister wurde eingesetzt und im Jahr darauf konnte die Fertigstellung gefeiert werden. Nochmal im Vergleich die Zeit von Planung bis Fertigstellung von Schloss Augustusburg: 5 Jahre, Flughafen Berlin: 25 Jahre!

Der Innenhof bildet von oben betrachtet ein Kreuz. Heute kann man hier wunderschön im Biergarten sitzen und einen Kaffee oder ein Bier genießen.

Das Schloss beherbergt einige Museen, manche mit wechselnden Inhalten, aber auch ein festes Kutschenmuseum, eine imposante Schlosskirche und eine der bedeutendsten Motorradsammlungen Europas.

Im Januar, August und Oktober finden auf dem Schloss Biker- und Oldtimer-Treffen mit Fans und Maschinen aus ganz Europa statt. Für Motorradliebhaber ganz sicher ein Must-Go-To! Und ganz Hartgesottene können sich für das Wintertreffen auch gleich einen Stellplatz zum Wintercampen (gerne auch im Zelt. Brr!) sichern.

Zurück ging es für Susanne und Max über das Nordtor mit dazugehöriger Brücke und dem Städtchen. Insgesamt ein wirklich netter und interessanter Spaziergang!

Aber ja, da fällt mir ein: es gibt ja noch eine ganz spannende Geschichte zur Schlosslinde auf der Nordseite des Schlosses! Fangen wir mit den Fakten an: die Linde wurde 1421 gepflanzt und ist damit einer der ältesten Bäume mit nachgewiesenem Pflanzdatum. Sie hat einen Stammumfang von sage und schreibe 8 Metern! Bei Festen standen früher 120 Tische unter der Krone der Linde.

Noch interessanter ist allerdings die Geschichte darüber, wie die Linde gepflanzt wurde: Ein Mann wurde des Mordes beschuldigt und, obwohl er seine Unschuld auch trotz Folter immer weiter beteuerte, schuldig gesprochen und sollte gehängt werden. Bei der Urteilsverkündung riss er ein Lindenbäumchen aus, steckte es kopfüber in den Boden und rief: „So wahr aus den Ästen Wurzeln und aus den Wurzeln Blätter sprießen, so wahr bin ich unschuldig.“

Die Zeit verging und der Tag der Hinrichtung kam, aber es zeigte sich nicht ein neues Blättchen an dem Bäumchen. Und so führte man den Mann auf den Galgenberg und legte ihm die Schlinge um den Hals.

Er hatte schon alle Hoffnung verloren, doch dann, sozusagen im allerletzten Moment, preschte ein Reiter heran und rief: „Sie grünt, sie grünt!“ – Die in die Luft ragenden Wurzeln der Linde hatten die ersten Blätter gebildet und so wurde dem Angeklagten nicht nur das Leben, sondern auch die Freiheit geschenkt.

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